Was Halter von Katzen und Co. jetzt wissen sollten
Helga Wissing hat mich zum Thema Corona und Haustiere für den Lippstädter Patrioten interviewt:
„Nach Informationen des Friedrich-Loeffler-Instituts, (FLI) gibt es bisher keine Hinweise darauf, dass Hunde oder Katzen bei der Verbreitung von SARS-Cov-2 eine Rolle spielen. Doch die Tierheime haben die Auswirkungen der Krise schon zu spüren bekommen. So berichtet der Tierschutzbund von Anfragen besorgter Tierhalter, die ihre Haustiere aus Angst vor einer Ansteckung abgeben wollen. Wir sprachen mit der Lippstädter Tierärztin Dr. med. vet. Silke Andrae über die wichtigsten Dinge, die Hunde- und Katzenbesitzer in dieser Zeit wissen sollten.
Kann man sich bei seinem Haustier mit dem Corona-Virus anstecken?
Das ist 50 gut wie ausgeschlossen. Zwar sind Corona-Viren seit langem bei Hunden und Katzen bekannt, verursachen dort aber harmlose Symptome, doch die Krankheit Covid-19 wird allein durch das neu aufgetretene SARS-Cov-2 verursacht, das sich davon deutlich unterscheidet. Während die Ansteckungsgefahr zwischen Menschen sehr hoch ist, wurde bisher kein Fall bekannt, in dem ein Mensch von seinem Hund oder seiner Katze mit SARS-Cov-2 infiziert wurde. Es konnte auch nicht im Labor festgestellt werden, dass eine Erkrankung des Tieres auf einen Menschen übertragen wurde. Es wurden nur geringe Mengen an Viren im Atemwegstrakt der betroffenen Tiere festgestellt. Das muss aber nicht zwangsläufig zur Infektion führen. Eine Studie vom Friedrich Löffler Institut (Stand 28.03.20) hat ergeben, dass weltweit Iediglich drei Tiere (zwei Hunde, eine Katze) positiv diagnostiziert wurden. Es besteht daher überhaupt kein Grund, Hunde und Katzen aus Angst vor Ansteckung wegzugeben.
Man hat von Fällen gehört, beispielsweise von einem Tiger, der sich bei seinem Wärter angesteckt haben soll, wie ist es um gekehrt?
Das halte ich für eine reißerische Geschichte. Tatsächlich gibt es aber Hinweise darauf, dass das Virus in sehr seltenen Fällen von an Covid-19 erkrankten Personen auf Tiere übertragen werden kann. Dies spielt allerdings zur Zeit eine total untergeordnete Rolle.
Was empfehlen Sie erkrankten Hunde- und Katzenbesitzen?
Bereits erkrankte Personen sollten den direkten Kontakt zu ihren Tieren vermeiden, denn Menschen scheiden große Erregermengen aus und so wird möglicherweise das Fell der Tiere kontaminiert. Hierbei ist, wie ohnehin empfohlen, häufiges Händewaschen, Desinfizieren und regelmäßiges Lüften besonders wichtig. Die Tiere können in ihrem vertrauten Heim bleiben, sollten aber von einer gesunden Betreuungsperson oder einem Familienmitglied, die nicht zu den bekannten Risikogruppen gehören, versorgt werden. Es gibt auch spezielle Shampoos, die man beim Tierarzt bekommt, mit denen man
den Hund täglich baden kann. Man sollte sich natürlich nicht von den Hunden und Katzen lecken lassen.
Das empfehle ich ohnehin, ebenso, die Tiere nicht im Bett schlafen zu lassen. Ein Haustier kann gerade in der Quarantäne einen sehr wert vollen Beitrag leisten, um diese Zeit gut zu überstehen. Haustiere schützen vor Einsamkeit und sind eine ganz große psychosoziale Bereicherung, gerade jetzt.
Wie kann die Betreuungsperson sich und andere schützen?
Sie sollte natürlich keinen Kontakt zu dem Erkrankten haben und außerdem eine eigene Überbekleidung bei der Versorgung der Tiere verwenden. Bei Spaziergängen mit dem Hund beispielsweise empfiehlt es sich. diese Kleidung am besten im Eingangsbereich zu wechseln und dort auch zu deponieren. Halsband und Leine, die man benutzt sollten ebenfalls nicht mit dem Erkrankten in Kontakt kommen.
Wie verhält man sich mit einem Hund aus einem betroffenen Haushalt draußen?
Es wäre gut, die Pfoten des Hundes vor dem Spaziergang mit Seife zu reinigen. Auf keinen Fall darf man dazu Desinfektionsmittel oder Alkohol benutzen. Während des Ausgangs ist es wichtig, Abstand zu anderen Tieren und Menschen einzuhalten. Der Kot muss eingesammelt und korrekt entsorgt werden.
Dürfen Katzen von Erkrankten nach draußen?
Das ist zwar gerade bei Freigängern schwierig, Ich persönlich würde dazu raten, bei nachgewiesener Erkrankung des Besitzers die Tiere dennoch im Haus zu lassen. Es gibt, unterstützende, ungefährliche Medikamente, die Katzen mit großem Freiheitsdrang etwas beruhigen.
Woran erkenne ich, ob mein Tier am neuen Coronavirus erkrankt ist?
Das ist ganz schwierig. Tiere zeigen kaum Symptome. Sollte ein Tier Kontakt mit einem Infizieren gehabt haben und beispielsweise Atemwegsprobleme aufweisen, sollte man einen Tierarzt zu Rate ziehen. Dieser wird dann in Zusammenarbeit mit dem Gesundheits- und Veterinäramt entscheiden, ob ein entsprechender Test gemacht werden muss. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass bisher noch bei keinem getesteten Tier eine Erkrankung festgestellt wurde, es gibt bisher lediglich einen geringen Nachweis von SARS-Cov-2 im Rachenraum experimentell infizierter Hunde und Katzen. Aber selbst wenn, bestünde kein Grund, das betroffene Tier einschläfern zu lassen.
Gibt es noch andere Haustiere, die den Virus in sich tragen könnten?
Ja, beispielsweise Frettchen, auch hier wurde im Labor eine geringe Virenmenge im oberen Atemwegsbereich nachgewiesen.
Gibt es Hilfen für Haustierbesitzer, die erkrankt sind und niemanden für ihr Tier haben?
Ich habe mit Anita Polder von der Koordinierungsstelle der Stadt Lippstadt gesprochen. Dort kann man sich in so einem Fall melden. Neben der Hilfe zum Einkaufen. werden auch Menschen. vermittelt, die beispielsweise mit den Hunden Gassi gehen und sie versorgen.“
Beitragsbild: Adrianna Calvo von Pexels,
Text und Screenshot mit freundlicher Genehmigung der Patriot-Reaktion.